Das Hauptproblem, das einem in den Sinn kommt, wenn man daran denkt, dass Kinder Orgel spielen sollen, sind die kurzen Beine. Orgeln gibt es leider nicht wie Streich- oder Blasinstrumente in Kinder-Ausführungen. Und dadurch, dass der Organist sowohl Manuale als auch Pedal bedienen muss, ist es nicht einfach damit getan, die Orgelbank nach oben zu schrauben, wie es beim elementaren Klavierunterricht gemacht wird.
Meiner Meinung nach sollte aber von Beginn an mit Händen und Füßen zusammen gespielt werden. Meine Orgelschule beginnt sogar mit dem Pedal. Denn das ist doch besonders faszinierend: die tiefen Töne erzeugen ein Kribbeln im Bauch und sind das Alleinstellungsmerkmal der Orgel. Auf kaum einem anderen Instrument kann man mit den Füßen Musik machen.
Also suchte ich nach Lösungen für das Problem. Zunächst hatte ich das große Glück, dass ein Schreiner mir einen Aufsatz für das komplette Pedal baute, den man einfach auf das vorhandene Orgelpedal setzen muss. Da Orgeln aber nicht genormt sind, v.a. die Pedale nicht, müsste dieser Aufsatz für jede Orgel neu maßangefertigt werden. Das kann bzw. will sich bei Kosten von ca. 1.500 Euro nicht jede Gemeinde leisten, insbesondere, wenn erst einmal wenige junge Orgelschüler beginnen. Der große Vorteil dieses Pedalaufsatzes ist aber natürlich, dass das Spielgefühl nahezu identisch ist wie beim Spielen des Originalpedals.
Eine andere Möglichkeit zeigte sich dann, als für den Unterricht im Kindergarten eine elektrische Heimorgel angeschafft werden konnte. Da diese nur von den Kindern gespielt wird, ließ ich das gesamte Pedal nach oben versetzen, sodass die Maße optimal für Kindergartenkinder sind. Erwachsene können jetzt aber nicht mehr gut darauf spielen.
Für den „Alltagsgebrauch“ war aber auch das nicht wirklich hilfreich. Nach vielen Experimenten fand ich eine ebenso einfache wie unkonventionelle Lösung: Einmachgläser!
Schraubt man je ein Glas an eine Socke (der Deckel ist in der Socke, das Glas außen am Ballen), hat man eine Fußverlängerung, mit der das Kind, wenn es die Socken anzieht, bis ans Pedal reichen kann. Sinnvoll ist es, in den Verschluss noch ein breites Band einzuschrauben, um mehr Stabilität zu bewirken. Außerdem sollten die Gläser zum Schutz des Holzpedals an der Unterseite mit Stoff, Filz o.Ä. beklebt werden.
Natürlich bieten diese Gläser nicht das optimale Spielgefühl und es werden damit auch kaum virtuose Pedal-Exerzitien zu spielen sein. Für den Anfangsunterricht ist das allerdings eine sehr praktikable und kostengünstige Möglichkeit. Die große Auswahl verschieden großer Gläser in den Supermärkten ermöglicht es, die Höhe auf die Kinderbeine abzustimmen und immer weiter zu reduzieren, bis komplett darauf verzichtet werden kann.